Fasia_Banner_fuxeG
05.11.2025

FASIA – Banner an der fux Fassade

Die Künstlerin Ina Wudtke legt in ihrer Arbeit Spuren der Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland frei und erinnert multidirektional an vergangene sowie gegenwärtige antirassistische Kämpfe. Für die ortsspezifische Arbeit FASIA aktiviert sie Archivmaterial, wie beispielsweise Songs, Texte und Fotos von Fasia Jansen (1929–1997), Hilarius Gilges (1909–1933) und Joseph Ekwe Bilé (1892–1959), die im Kontext der Arbeiter*innenbewegung gegen Rassismus und Kolonialismus in Deutschland aktiv waren. Das Ausstellungsprojekt FASIA umfasst Banner an der Außenfassade des fux eG-Gebäudes und eine Installation mit dem Titel Black Lives Audio Triptych in der Fasiathek.

Das Black Lives Audio Triptych, bestehend aus drei inszenierten Audioselbstporträts von Fasia Jansen, Hilarius Gilges und Joseph Ekwe Bilé, ist während der Ausstellungsdauer in den Räumen der Fasiathek erfahrbar. Bei der Auswahl der Sprecher*innen – Jasmin Eding, Jeanne-Ange Wagne und Kofie Bouchie aka Kofie da Vibe – stand für Ina Wudtke deren aktuelles gesellschaftliches Engagement im Vordergrund, das als Fortführung der politischen Arbeit der jeweiligen Protagonist*innen verstanden wird.

Die Fasiathek ist nach Fasia Jansen benannt. Fasia war die Tochter von Elli Jansen und Momulu Massaquoi, dem damaligen liberianischer Generalkonsul in Hamburg. Fasia wuchs bei ihrer Mutter und deren Mann Albert in einem kommunistischen Haushalt im Arbeiter*innenviertel Rothenburgsort auf. Als schwarze Deutsche wurde sie im Alter von 15 Jahren gezwungen, in einer Außenstelle des KZ Neuengamme zu arbeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sie sich in der Ostermarschbewegung, in den Arbeitskämpfen im Ruhrgebiet und in der Frauenbewegung gegen Rassismus und Krieg.

Die Fasiathek, eine von ARCA e.V. betriebene Bibliothek mit Werken Schwarzer Autor*innen, befindet sich im fux eG-Gebäude in Altona, in der ehemaligen Viktoria Kaserne. Diese wurde während der wilhelminischen Kaiser- und Kolonialzeit errichtet. Während der NS-Zeit waren hier Polizeieinheiten stationiert, die den Altonaer Blutsonntag durchführten. Zudem fanden im Innenhof der Kaserne Hinrichtungen von Kommunist*innen statt, durch die die Hamburger Arbeiter*innenbewegung zerschlagen wurde. Sowohl die Geschichte der Viktoria Kaserne als auch die im Hinterhof verborgene Fasiathek sind vielen Hamburger*innen noch kaum bekannt. Die Banner mit Fasias Porträt am Gebäude der fux eG weisen auf die im Hinterhof versteckte Fasiathek hin und bieten Anlass, mehr über die Geschichte dieses Ortes zu erfahren

Weitere Infos zur Ausstellung in der Fasiathek:

FASIA

Filmscreening
Samstag 8. Nov 2025, 15-18 Uhr, Fasiathek, fux eG, Bodenstedtstr. 16, Hofeingang B3. St. Screening von Frauengeschichten – Fasia Jansen, Sängerin (1985) von Christel Priemer & anschließend Gespräch mit Ina Wudtke und Jasmin Eding, moderiert von Anujah Fernando.

Publikation
Zur Ausstellung erscheint eine barrierearme E-Publikation beim Berliner Verlag ECCLECTIC mit den Originalaudiodateien der Installation, zahlreichen Abbildungen und Texten von Ina Wudtke, Anujah Fernando, Jasmin Eding, Robbie Aitken u.a. auf Deutsch und Englisch.

FASIA ist Teil der performativen Reihe „Gegen-Denkmäler“, die von Joanna Warsza, der Stadtkuratorin Hamburg, ins Leben gerufen wurde. Das Projekt setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich in einer postmigrantischen Gesellschaft kritisch, sensibel und zeitgemäß mit dem öffentlichen Raum umgehen lässt.

Projektbeteiligte
Die 2009 gegründete ARCA e.V. – Afrikanisches Bildungszentrum e. V. setzt sich für die Selbstermächtigung (Empowerment) Schwarzer Menschen, insbesondere der Frauen* ein. Ziel ist es, Schwarze, afrikanische, afrodeutsche und afrodiasporische Perspektiven sichtbar zu machen und Menschen darin zu stärken, als aktiv handelnde Subjekte wahrgenommen zu werden. Die Fasiathek ist ein von ARCA e.V. betriebenes Wohnzimmer für die Schwarze Hamburger Community – Schwarz-afrikanisch, afrodeutsch und afrodiasporisch – sowie ein Lernzentrum mit Präsenzbibliothek. Sie richtet sich an alle interessierten Schüler*innen und Erwachsene, die die Geschichte aus einer afrikanischen Perspektive kennenlernen und sich mit ihr auseinandersetzen möchten. Die Fasiathek hat seit März 2022 ihre Türen geöffnet.

Millicent Adjei ist Kuratorin, Sozialökonomin B.A., zertifizierte Lerncoach (Kindheitspädagoge), Sozialpsychologin, Antidiskriminierungsberaterin, Train the Trainer, Business Coach und ausgebildete Steuerfachangestellte. Sie ist Mitgründerin von ARCA e. V. und Co-Kuratorin des Veranstaltungsprogramms der Fasiathek. 2010 kuratierte Millicent Adjei die Ausstellung Kunst als Völkerverständigung zum Thema Diskriminierung im Kontext von ARCA. Im Juni 2024 kuratierte sie das Black Writers Book Festival.

Ina Wudtke ist eine in Berlin lebende Künstlerin, deren forschungsbasierte Arbeit dominante politische Narrative zu Arbeit, Wohnen und kolonialem Erbe hinterfragt. Von 1992 bis 2004 war sie Teil des queerfeministischen Künstler*innenkollektivs NEID und gab das gleichnamige Magazin heraus. Zusammen mit Dieter Lesage schrieb sie das Buch Black Sound White Cube (Wien, Löcker Verlag, 2010). Im Rahmen der Ausstellung Black Sound White Cube 2011 wurde ihre LP The Fine Art of Living veröffentlicht. 2018 erschien unter diesem Titel auch ihr Buch über ihre künstlerischen Arbeiten zur Wohnungsfrage von 2008-2018 bei Archive Books. Die Publikation Arbeiterschriftsteller:innen. Von MASCH bis Greif zur Feder (Berlin, Motto Books, 2022) bietet einen Überblick ihrer Werke mit Bezug zur Arbeiter*innenbewegung. In der Publikation BLACK STUDIUM (Berlin, Scriptings, 2024 und Berlin, ECCLECTIC 2025) setzt Ina Wudtke ihre Recherche über Agitpropkunst im Kontext der Arbeiter*innenbewegung fort.

Stadtkuratorin Hamburg ist ein eigenständiges, kuratorisches Format für Kunst im öffentlichen Raum, das 2013 in Hamburg initiiert wurde und mittlerweile einige Folgeeditionen im In- und Ausland hat. Ziel ist es, sowohl die Aufmerksamkeit auf Hamburgs wichtige und oft übersehene Kunstsammlung im Stadtraum zu lenken als auch relevante soziale und politische Themen durch temporäre Kunstinterventionen im öffentlichen Raum aufzugreifen. Seit Oktober 2024 ist Joanna Warsza die neue Stadtkuratorin Hamburg. Sie ist Kuratorin, Herausgeberin und Autorin. Zuletzt war sie Co-Kuratorin des Kunstparcours Radical Playgrounds am Gropius Bau, Berlin (2024), und des polnischen Pavillons bei der 59. Biennale di Venezia mit Arbeiten der Romni-Künstlerin Małgorzata Mirga-Tas sowie der dritten und vierten Autostrada Biennale im Kosovo. Ihre Interessen umfassen Konzepte von Performativität, öffentlichen Räumen, Feminismus, Politik und De-Kolonialität in Osteuropa.