Salon-D-WEB
28.01.2019

„Ein Luxus, von dem andere träumen“: Doreen und Susanne vom Salon D

Doreen Grahl und Susanne Warnecke machen zusammen den Friseursalon Salon D in der fux-Kaserne – zu erreichen über den Eingang am Zeiseweg 9. Doreen ist Gründungsmitglied der Genossenschaft, Susanne ist später in den Friseursalon eingestiegen. Sie erzählen, was sie an dem Genossenschaftsprojekt schätzen und wie sich ihr Arbeit verändert hat, seit sie hier sind.

Doreen: Friseur ist normalerweise ein Niedriglohnsegment, das gilt auch für die Selbstständigen. Eine bezahlbare Miete und geringe Fixkosten zu haben, bedeutet für mich: Mehr Zeit für die Leute haben, ohne Druck arbeiten zu können. Ich versuche, so zu arbeiten, das nicht immer schon die nächste Person dasitzt und wartet. Das ist aber ein Luxus, von dem andere nur träumen können. Normalerweise musst du jede Minute auslasten – du schneidest jemandem die Haare, während bei einer anderen gerade die Farbei einwirkt. So hab ich vorher gearbeitet.

Susanne: Das ist so eine Grundsicherheit, eine Miete, die man schaffen kann, du musst dich nicht jedem Kunden an den Hals werfen. Ich habe vorher für die Stuhlmiete das Doppelte gezahlt.

Doreen: Genau. Jenseits von Umsatzdruck arbeiten zu können, sich die Zeit einteilen zu können, Zeit für andere Sachen zu haben.

Susanne: …zum Beispiel um Führungen durchs Haus anbieten zu können. Ich mache das seit einiger Zeit, auch weil mich die Geschichte des Hauses und des Projektes interessiert. Ich wohne seit Jahren hier um die Ecke und hatte ja keine Ahnung, das sich hier eine Genossenschaft gegründet hat. Ich bin jeden Tag an diesem Gebäude vorbei und habe nichts mitgekriegt. Die Ahnungslosigkeit, die ich hatte, möchte ich bei anderen auflösen. Ich will andere animieren, sich zusammenzuschließen um ähnlich zu agieren, solche Modelle wie das unsrige zu entwickeln. Wir sind ein Beispiel, dass es auch mal klappen kann, Arbeitsräume zu geringen Mieten und einem sozialen, kollektiven Hintergrund zu schaffen.

Doreen: Leute, die von außen kommen, finden das oft toll hier, aber sie finden den Prozess nicht toll. Mich fragen Kunden oft, ob es nicht ganz schrecklich sei, immer auf irgendwelchen Genossenschaftsversammlungen sitzen zu müssen. Viele haben darauf keine Lust. Aber es ist ja auch nicht so, dass alle hier im Haus Gruppenprozesse lieben müssen, in denen man bis spät nachts zusammensitzt. Meine Lebenserfahrung ist: Alles was mich interessiert, was ich toll finde und wo ich gerne dabei wäre, passiert in Gruppen. Mir gefällt es auch, wie Widersprüche und Konflikte hier im Haus in den letzten Jahren niedergerungen wurden, wie wir uns zusammengerauft haben. Die Alten und die Neuen im Haus, die Künstler und die Handwerker – das waren ja früher durchaus Konfliktlinien, die verlaufen heute anders. Wir haben da was erkämpft. In einem großen Zusammenhang zu arbeiten, das ist auch sehr inspirierend. Wie in einer Fabrik, wo es verschiedene Abteilungen gibt. Die Abteilung Illustration, die Abteilung IT, die Kantine, jede Dienstleistung ist vorhanden – für mich war es völlig mühelos, diesen Laden einzurichten, alles hier habe ich von Leute aus dem Haus machen lassen.

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