_72A3867
18.02.2019

„Wir sind mit dem Raum verwachsen“: Das Labor-Atelier von IRIS-A-MAZ

Wer das Atelier von Iris M. Holstein und Matthias D. Hederer betritt, steht in einer Mischung aus Labor und Gewächshaus, an der einen Seite ein Bildschirm, an dem Fotos einer Ausstellung im Hintergrund laufen, Wachstumslampen, riesige Regale, eine gemütliche Sofaecke gibt es auch.

„Wir spielen Wissenschaftler*innen. Die ersten Versuche mit unserem Flaschengarten haben wir hier im Turmzimmer gestartet. Mit mehr Licht. Wir beobachten, dokumentieren, filmen und fotografieren den Prozess. Mit unserer experimentellen Pflanzenzucht wollen wir der PET-Flasche ein neues Image geben.“ Früher war hier ein Labor, die Kacheln auf dem Fußboden sind original. Dort wo die alten Laborbecken standen, ist damals ein Hund durch den noch nicht gehärteten Beton gelaufen, die Fußspuren sind zu sehen. „Uns gefällt das hier so, der Raum mit seinen Spuren. Wir sind mit dem Raum verwachsen“, sagt Iris und Matthias ergänzt: „Es ist unser Lebensmittelpunkt. Hier arbeiten wir, hier treffen wir auch mal eine Regisseur*in für ein Theaterstück, hier lagern all unsere Materialien für Installationen und Performances. Abends besuchen wir in der Galerie eine Ausstellung, feiern im Kachelraum oder gehen mittags ab und zu in die Cantina.“

Matthias hatte noch kurz ein Atelier im Forum Altona in der Großen Bergstraße, später im Frappant und ist seitdem aktiv im Frappant e.V., der in den Nuller Jahren in dem gleichnamigen Ex-Kaufhaus residiert hat – inzwischen steht hier Ikea. Er hat den Umzug der Frappant-Leute in die ehemalige Viktoria-Kaserne und den Prozess der Gründung der Genossenschaft fux eG miterlebt, die die Ex-Kaserne 2015 gekauft hat. „Es gab immer viele und lange Diskussionen“, sagt er. „Das ist jetzt nicht anders als vorher. Jetzt gibt es vielleicht mehr Strukturen, aber auch zusätzliche Menschen, die weitere Perspektiven einbringen. Hier im Haus gibt es unterschiedliche Herangehensweisen und Geschwindigkeiten, es ist wichtig, dass hier alles einen Platz hat.“

IRIS-A-MAZ machen seit langem gemeinsam Projekte an der Schnittstelle zwischen naturwissenschaftlichen Themen und Kunst. Iris ist Szenografin, Matthias Medienkünstler. Seit 2001 arbeiten sie an Raum-Installationen in Form von Videos, Fotografien und Performances. Viele Pflanzen aus dem Flaschengarten sind seit den ersten Versuchen als Mikrobiokreisläufe Teil von Videoinstallationen, beispielsweise mit Endoskopkamera. „Einmal haben wir die Pflanzen mit geometrischen Formen bestrahlt, um sie dazu zu bringen, logisch zu denken und den Naturraum zurück zu erobern – Ultra plants. Für so etwas nutzen wir gern die Synergien im Haus, leihen bei Bob Sachen für eine Lichtinstallation oder drucken Planen für eine Ausstellung in der Siebdruckwerkstatt.“
„In den nächsten Jahren würden wir gern mehr Zeit mit der Kunst verbringen. Mehr Ausstellungen machen“,  sagt Iris. „Für eine Performance möchte ich einen Chor in hellrosa kleiden“. Tanja Schwichtenberg

http://iris-a-maz.de

Foto: Jakob Boerner