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Fr. 05.09.2025

Einweihung: Gedenktafel für italienische Militärinternierte

Einweihung einer Gedenktafel für die italienischen Militärinternierten, Freitag, 5. September, 17 Uhr, Karl-Möller-Sportplatz

Am Sportplatz an der Max-Brauer-Allee wird künftig eine Gedenktafel an die 152 italienischen Militärinternierten (IMI) erinnern, die von Oktober 1943 bis April 1945 als Zwangsarbeiter in einem Lager in der dortigen Jugendherberge untergebracht waren. Sie wurden vor allem für Trümmerarbeiten eingesetzt. Diese Arbeiten wurden von der damaligen Stadtreinigung an Hamburger Baufirmen vergeben, die ihrerseits IMI einsetzten.

Die Gedenktafel wird im Rahmen einer Kundgebung am Freitag, dem 5. September 2025, um 17 Uhr in Höhe des Eingangs Bodenstedtstraße, gegenüber der ehemaligen Viktoria-Kaserne öffentlich eingeweiht. Hierbei werden Vertreter*innen der Bezirkspolitik, der Stadt Hamburg, des Sportclubs Teutonia 1910, des Gymnasiums Allee und Angehörigen-Vertreter*innen aus Italien teilnehmen.

Wer waren die italienischen Militärinternierten?

Bei den „Militärinternierten“ handelte es sich um italienische Soldaten, die von der Wehrmacht nach dem Sturz Mussolinis und dem Waffenstillstand der Alliierten mit der neuen italienischen Regierung ab September 1943 gefangen genommen wurden. Nach ihrer Gefangennahme weigerten sich die meisten von ihnen, weiter an der Seite Nazideutschlands zu kämpfen. Daraufhin wurden sie zur Zwangsarbeit – meist ins Reichsgebiet – verschleppt. Um die Verpflichtungen internationaler Konventionen zur Behandlung von Kriegsgefangenen zu umgehen, erklärte die NS-Führung sie am 20. September 1943 zu „Militärinternierten“. Die Deutschen betrachteten sie als Verräter und behandelten sie in Lagern und Betrieben besonders schlecht. Von den mehr als 600.000 italienischen Militärangehörigen, die nicht mit den Deutschen kollaborieren wollten, überlebten etwa 50.000–60.000 Männer ihre Gefangenschaft nicht.

Die Hamburger Baubehörde plante ab September 1943, in der ehemaligen Jugendherberge auf dem Sportplatz 130 italienische Zwangsarbeiter unterzubringen. Der Ort wurde gewählt, da die Jugendherberge seit 1938 aufgrund des Kriegs und der Bombardierung Hamburgs für die jungen Menschen der Wanderbewegung keine Rolle mehr spielte. Die Hitlerjugend nutzte sie noch für militärische Zwecke und Kriegsmobilisierung.

Zwangsarbeiter gab es überall in den Straßen um den Sportplatz herum. Sei es beim Fischunternehmen Appel in der heutigen Harkortstraße, sei es bei der Fischräucherin Ihde in der Viehhofstraße 17. Kriegsgefangene waren beispielsweise im Gymnasium Allee untergebracht. Zwangsarbeitslager der Reichsbahn lagen rund um den Altonaer Bahnhof.

Von 1939 bis 1945 sind 500.000 Menschen aus dem besetzten Europa nach Hamburg verschleppt worden. Zwangsarbeit war das sichtbarste NS-Verbrechen. Tausende gingen jeden Tag durch die Straßen Altonas. Ohne sie wäre die Versorgung der Hamburger Haushalte mit Energie (Gas, Kohle) zusammengebrochen. 500 IMI und 400 sowjetische Zwangsarbeiter wurden ab 1944/1945 bei der Müllabfuhr eingesetzt. Es gab noch 35 Deutsche, die sie beaufsichtigten. Die öffentliche Versorgung durch die Hamburger Gaswerke, die Hamburger Elektrizitätswerke oder die Hamburger Wasserwerke wäre ohne den Einsatz von Zwangsarbeiter*innen nicht möglich gewesen.

Wir möchten heute an diese Menschen erinnern, um ihr Leid sowie die Gewalt, die ihnen in Deutschland von unseren Vorfahren zugefügt wurden, ins Bewusstsein zu rücken. Lange Zeit war die Existenz dieses Lagers und der Zwangsarbeiter in Vergessenheit geraten. Mit der Gedenktafel schaffen wir einen Ort, der an ihre Geschichte erinnert und wach hält, was Deutsche im Nationalsozialismus anderen Menschen angetan haben, geleitet und angetrieben von der Idee, einer überlegenen „Rasse“ anzugehören. Die Folgen waren Millionen Tote und ein zerstörtes Europa. Wir tragen für die nationalsozialistischen Verbrechen keine Schuld, sollten uns als Nachgeborene jedoch der historischen Verantwortung stellen und aufmerksam durch die heutigen Zeiten zu gehen.

Ort: Karl-Möller-Sportplatz