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Di 06.12.2022

»Juden brauchen wir hier nicht«

Das Schicksal jüdischer Polizeibeamter während des Nationalsozialismus
Das Beispiel Otto Stern

Vortrag von Martin Bähr mit Diskussion und Einweihung einer Gedenktafel
Beginn: 20 Uhr

Die Polizei war in der Zeit des Nationalsozialismus zutiefst in die Verfolgungsmaßnahmen des Regimes involviert und spielte eine aktive Rolle bei der Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti. Insbesondere die Verbrechen der Polizeibataillone sind in den letzten Jahrzehnten dank der Arbeit engagierter Historiker*innen in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit getreten.

Über das Schicksal jüdischer Polizisten, die während des NS entlassen, gedemütigt, deportiert oder ermordet wurden, war hingegen wenig bekannt. Erst eine von Martin Bähr erarbeitete Ausstellung lieferte für Hamburg erste Erkenntnisse. Diese sollen am biografischen Beispiel von Otto Stern und anderen auf einer Veranstaltung in der fux Genossenschaft vorgestellt werden.

Otto Stern wurde am 23. September 1899 in Rio de Janeiro geboren und war ab 1925 als Polizist in Hamburg tätig. Für die Sportvereinigung Polizei spielte er als Fußballer und galt als einer der besten Mittelstürmer Hamburgs. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Otto Stern wegen seiner Mitgliedschaft in der jüdischen Gemeinde aus dem Polizeidienst entlassen. Später musste er Zwangsarbeit leisten. Wegen Arbeitsverweigerung wurde er für vier Wochen im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Am 23. Februar 1945 wurde Otto Stern mit dem letzten Transport ins KZ Theresienstadt deportiert. Dort befreite ihn am 8. Mai 1945 die Rote Armee. Nach dem Krieg betrieb er gemeinsam mit seiner Frau Hertha bis 1953 die Kantine im später abgerissenen Block II der Viktoria-Kaserne in der Eggerstedtstraße. Otto Stern starb am 12. September 1989.

Im Rahmen der Veranstaltung wird eine Gedenktafel zur Erinnerung an Otto Stern eingeweiht. Die fux eG möchte damit einen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der ehemaligen Kaserne leisten.

Ort: Cantina fux + ganz